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Chatsworth Landsitz des Herzogs von Devonshire
Das in einem edlen Stil erbaute Haus ist von außen eines der größten und prächtigsten in England und seine Front einhundertzweiundachtzig Fuß lang. Die auswärts stark vergoldeten Fensterrahmen, welche wir sonst nirgends in England sahen, flimmerten im Sonnenstrahle und gaben ihm ein wunderbares feenartiges Ansehen. Diese äußere Pracht sticht auffallend ab gegen die große Stille und Einsamkeit der wilden Gegend umher; es ist, als ob ein Zauberer dieses Schloß hier zu eigenen Zwecken entstehen ließ. Auch hatte es einst eine traurige Bestimmung. Maria Stuart beweinte hier sechzehn Jahre lang ihre Freiheit, jedes Glück des Lebens entbehrend. Ihre grausame Feindin sandte sie zuerst nach Chatsworth in enge Gefangenschaft; nach sechzehn Jahren brachte man sie dann nach Fotheringhay in Northumberland, wo sie hingerichtet ward.
Die innere Einrichtung des Schlosses von Chatsworth enthält wenig Merkwürdiges. Seit Jahren von den Eigentümern nicht besucht, zeigt es überall nur Spuren alter, allmählich hinsinkender Pracht; dennoch wird es im ganzen wohl unterhalten, nur nichts Neues hinzugefügt, und so fehlt ihm die Frischheit, die sonst die englischen Landhäuser so angenehm macht. Für uns hatte es dennoch ein hohes Interesse. Im zweiten Stock des ältesten Teils des Schlosses findet man das Zimmer der unglücklichen Maria Stuart, ganz so eingerichtet und möbliert, wie sie es bewohnte. Es ist sehr groß und hoch; alte gewirkte Tapeten, die ihm ein finsteres, schauerliches Ansehen geben, hängen an den Wänden. Ein hoher Betstuhl steht in der Nähe eines Fensters, die Aussicht aus demselben ist nicht erheiternd: man sieht ihn eine zwar schöne, aber höchst einsame, von Bergen eingeschlossene Gegend. Alle Möbel im Zimmer, die hohen schweren Stühle mit kleinen Treppen davor, die eichenen und nußbaumenen unbeweglichen Tische versetzten uns in jene trüben Tage, welche die schönste und unglücklichste Frau ihrer Zeit hier verlebte. Ihr Bette mit schweren rotsamtenen Gardinen, die mit breiten silbernen Tressen besetzt sind, stand noch da; uns war, als sähen wir noch die Spuren der einsamen Tränen, die sie hier verweinte.
Der Garten von Chatsworth ist sehr alt und in einem der jetzigen Zeit fremden Geschmack angelegt. Man könnte ihn altfranzösisch nennen, wenn er regelmäßiger wäre, doch mag er dies wohl eher gewesen sein; denn es ist sichtbar, daß viele Anlagen, Alleen, Parterres, Berceaus und dergleichen eingegangen sind. Was ihn im ganzen Lande berühmt macht, sind die Wasserkünste, die aber mit denen von St.-Cloud, von Herrenhausen und der Wilhelmshöhe bei Kassel keinen Vergleich aushalten. Nur daß sie die einzigen im Lande sind, macht ihren Ruhm aus. Eine künstliche, zwei- bis dreihundert Fuß hohe Kaskade mit Stufen, der es aber, wie den meisten dieser Art, an hinlänglichem Wasser fehlt, wird zuerst gezeigt. In einem anderen Bassin muß das Wasser die Gestalt einer gläsernen Glocke annehmen. Neben dieser Glocke steht noch ein dem Ansehen nach verdorrter Baum; er ist aus Kupfer künstlich gebildet, das Wasser spritzt schäumend aus seinen Zweigen, er sieht dann ganz artig aus, als ob er mit großen Eiszapfen und Schnee bedeckt wäre, kleine Wasserstrahlen steigen ringsumher aus der Erde empor. Zwei andere Springbrunnen werfen den Wasserstrahl neunzig Fuß hoch gen Himmel und machen eine recht hübsche Wirkung. Die Engländer, welche in den ringsumher liegenden Bädern hausen, wallfahrten fleißig her, staunen das nie zuvor Gesehene an und erheben Chatsworth zu einem Wunder der Welt.