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ENGLAND

Die Lakes

Über Carlisle, ein hübsches, lebhaftes Städtchen, das erste wieder auf englischem Boden, kamen wir nach Wigton, um von dort aus die Landseen von Cumberland und Westmorland, eine der gepriesensten Gegenden Englands, zu besuchen. Seit ungefähr zwanzig Jahren ist es in London Mode geworden, hierher zu wallfahrten, um sich von der schönsten Natur entzücken zu lassen. Die Londoner nennen diese Gegenden die englischen Hochlande, so wie man in Deutschland die Gegend bei Schandau die sächsische Schweiz nennt, und auch ungefähr mit dem nämlichen Rechte.

Von Wigton aus kamen wir durch eine rauhe, öde Gegend, bis ganz nahe vor Keswick. Hier öffnet sich ein angenehmes, bebautes, fruchtbares Tal; ein kleiner See, Bassenthwaitewater, gibt ihm Reiz und Leben. Die Gegend ist bergig, aber die Felsen haben weder die schönen Formen noch die imposante Größe der schottischen.

Keswick ist ein kleines, freundliches Städtchen mit sehr angenehmen Umgebungen, die wir unstreitig sehr reizend gefunden hätten, wären wir nicht eben aus Schottland gekommen. Aber diese kahlen Felsenhügel verschwinden gegen jene gigantisch übereinandergetürmten Kolosse; diese Seen ziehen sich zu Fischteichen zusammen, wenn man an Loch Lomond dabei denkt. Man sollte solche Vergleichungen nicht machen; sie wurden uns indessen sowohl von den Einwohnern als durch die Benennung der englischen Hochlande gleichsam aufgedrungen.

Hinter Keswick wird die Gegend romantisch schöner, die Felsen werden höher; nur vermißten wir die Wälder, die in Schottland die niedrigeren Berge mit ihrem wechselnden Grün bekränzen. Zuerst kamen wir wieder an einen See, der, unregelmäßig, bald breiter, bald schmäler, sich durch das Tal windend, fast einem Strome gleicht. Er heißt Derwentwater, und gern begrüßten wir die freundlich Nymphe hier wieder, die Matlocks Felsen bespült. Einige hübsche Landsitze liegen sehr angenehm an den Ufern des Sees; Berge, Bäume, Felder, umgeben ihn in reizender Mannigfaltigkeit. Ein enges, rings von Felsen eingeschlossenes Tal empfing uns, als wir den See verließen, durchrauscht von einem lebendigen Flüßchen, welches sich gegen die Mitte des Tales in einen kleinen schmalen See verwandelt, der Thirlmere Lake heißt. Einige Brücken geben dem Ganzen ein recht pittoreskes Ansehen. Wir wurden hier lebhaft an den Plauischen Grund bei Dresden erinnert; es war, als sähen wir ein Miniaturgemälde jener berühmten Gegenden.

Nahe bei Ambleside öffnen sich weit ausgebreitete Aussichten, die durch den Kontrast mit dem engen Tale, durch welches wir vorher uns wanden, umso reizender erscheinen. Freundlich und lachend lag hier die Welt vor uns in mannigfaltiger Schönheit, verschiedene kleinere Seen blitzten uns aus der Ferne entgegen, umgeben von aller Anmut einer reichen Vegetation und hoher Kultur. Ambleside liegt hoch; von allen Seiten bieten sich schöne Aussichten auf die benachbarte Landschaft dar; aber die schönste derselben erwartete uns jenseits des freundlichen Städtchens.

Ein großer spiegelheller See trat allmählich zwischen Bergen und Waldungen hervor. Zehn kleine Inseln von mannigfaltiger Gestalt scheinen darauf zu schwimmen, alle mit freundlichem Grün bekleidet, mit Gebüsch und Bäumen gekrönt. Auf der größten dieser Inseln erhebt sich die elegante Villa eines reichen Gutsbesitzers, umgeben von freundlichen Gärten. Sie heißt Curwens Insel, nach dem Namen ihres Eigentümers. Zierliche, zu jener Villa gehörige Gondeln wiegen sich auf den klaren Wellen, alles atmet Freude und Lust.

Die Ufer des Sees sind von unbeschreiblicher, mannigfaltiger Schönheit: rauhe, zackige Felsen, grüne bebaute, zum Teil waldige Hügel, prächtige, einzeln stehende Bäume, Wiesen, Kornfelder, Dörfer, einzelne ländliche Wohnungen liegen umher in lieblichem Gemisch. Die Berge von Keswick schießen die bläulich dämmernde Ferne. In Low Wood stiegen wir ab. Es ist dies ein sehr guter, einzelner Gasthof, hart am Ufer des Sees, an einer der schönsten Stellen erbaut. Der See heißt Windermere; er enthält mehrere Stunden im Umfange und ist der größte in England.

 

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