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Von Unalaschka nach den Sandwich-Inseln
Zweiter Aufenthalt auf denselben
Am 18. August 1817 aus dem Hafen von Unalaschka ausgelaufen, suchten wir wiederum den Kanal zwischen Unimak und Akun zu erreichen, als die bequemste Furt, um aus dem Kamtschatkischen Meere südwärts durch die Kette der Aleutischen Inseln in den Großen Ozean zu gelangen. Windstille und widrige Winde hielten uns auf; wir bewirkten erst am 20. unsere Durchfahrt. Zwei Walfische der Art Allomoch kamen sehr nah an das Schiff. Am 21. morgens lagen wir in Windstille und schauten zum letztenmal zurück nach Norden auf die vulkanische Gebirgskette, welche die Aleutischen Inseln bildet. Die zwei Piks der Halbinsel Alaska tauchten aus den Wolken hoch in den reinen Himmel und erschienen uns ungleich höher als der Pik von Unimak, welcher uns viel näher lag. Am Abend frischte der Wind und führte uns dem Süden zu; der trübe, regnichte Himmel dieses Meerstriches schloß sich über uns.
Wir aber waren müde. Die Hoffnungen unserer Reise lagen als Erinnerungen hinter uns. Wir gingen keinen neuen Hoffnungen entgegen; wir hatten nur noch etliche der bekannten Kapitel scheidend zu überlesen, und die Heimat war das Ziel der langwierigen Fahrt. Die Kränklichkeit des Kapitäns und die reizbare Stimmung, in die sie ihn versetzte, beraubte gar oft die kleine Welt um ihn her der Heiterkeit des Lebens.
Vom 23. August bis zum 10. September rangen wir gegen vorherrschende, oft stürmische Südwinde an, ohne die Sonne zu sehen. Die Temperatur ward allmählich milder, und wir hatten zu heizen aufgehört, was zu Unalaschka unausgesetzt geschehen mußte. Ein Delphin von einer ausgezeichneten Art, die wir noch nicht gesehen hatten und die unsern Aleuten als einheimisch in ihren Meeren wohlbekannt war, wurde gegen den vierundvierzigsten Grad nördlicher Breite harpuniert. Den Schädel hat, wie die aller Delphine, die wir gefangen haben, das Zootomische Museum zu Berlin; die Zeichnung hat Choris behalten; meine Notate sind unbenutzt geblieben. Etwas südlicher wurden bei starkem Winde und unruhigem Meere viele spiegelglatte Wasserstellen bemerkt, die unter Windstille zu liegen schienen. Unser vielerfahrener Aleut Afzenikow deutete diese Erscheinung auf den Tran eines im Meeresgrunde verwesenden Walfisches, womit meine eigene Vermutung übereinstimmte.
Am 10. September ging der Wind nach Norden über, und das Wetter klärte sich auf. Wir waren am Mittag im 40.°10' nördlicher Breite, 147.° westlicher Länge, und der Strom hatte uns in achtzehn Tagen fünf Grad östlich von unserer Rechnung abgeführt. Wir hatten wechselnde und oft wiederkehrende Windstillen bis zum 23., wo sich der Passat einstellte (26°41' nördlicher Breite, 152°32' westlicher Länge). Zwei Tage früher, beiläufig einen Grad nördlicher, hatten Schnepfen das Schiff umflattert.
Am 25. September erwarteten wir O-Waihi zu sehen; ein dunstiger Schleier lag davor. Am Morgen des 26. zeigte sich Mauna-Kea, erst durch die Wolken und sodann über denselben. Wir kamen erst bei Nacht in die Nähe des Landes. Ein dickes Stratum von Wolken ruhte über den Höhen der Insel und selbst über Mauna-Puoray. Eine Reihe von Signalfeuern ward angezündet und erstreckte sich von dem Puoray gegen Mauna-Kea. Wir umschifften in der Nacht die Nordwestspitze der Insel. Die Wolken lösten sich auf; am Morgen des 27. war das heiterste Wetter. Wir hatten nun Windstille und schwache spielende Winde. Es ruderten nur zwei Kanots an uns heran. Auf dem ersten saß ein Weib allein, das abgewiesen wurde; auf dem zweiten etliche Männer vom Volke. Wir erfuhren nur, daß Tameiameia auf O-Waihi sei. Der Kapitän beschäftigte sich wiederholt mit der Höhenmessung der Berge.
Wir segelten am Morgen des 28. an dem Fuße des Wororay vorüber, als uns um zehn Uhr Herr Elliot de Castro in seinem Kanot nachfuhr und einholte. Wir hatten bereits Powarua, den Ort, wo sich eben der König aufhielt und mit dem Bonitenfang ergötzte, hinter uns gelassen. Herr Elliot nahm den Kapitän und uns Passagiere des »Ruriks«, wozu Kadu auch gehörte, in sein Kanot auf, und wir ruderten dem Lande zu.
Kadu, dessen Neugierde durch alles, was er sah und hörte, auf das höchste gespannt wurde, hat uns hier zuerst und überhaupt auch nur das eine Mal einem Mächtigeren als wir Ehrfurcht bezeugen sehen, und dieser Gewaltige war ein Mann von seinem Stamme und seiner Farbe. Er wurde dem Könige vorgestellt, der ihm Aufmerksamkeit schenkte und sich von den Inseln, von wo aus er uns gefolgt, erzählen ließ. Unser Freund war bei dieser Gelegenheit schüchtern, jedoch mit Anstand und guter Haltung. Die O-Waihier waren gegen ihn liebreich und zuvorkommend, und er mischte sich fröhlich unter das Volk.
Powarua liegt am Fuße des Wororay mitten auf dem Lavastrom, den der Berg zuletzt ausgeworfen hat. Nackt und unbenarbt ist rings der glasige, schimmernde Grund. Seitab am Strande haben nur ein paar Sträucher der rotblütigen Cordia sebestena Fuß gefaßt. Alles, was zu dem Lebensunterhalt gehört, muß fernher herbeigebracht werden. Seltsam scheint der König den Ort gewählt zu haben, wo er zum Bonitenfang sein Lustlager aufgeschlagen hat. Er selbst, seine Frauen, seine mächtigsten Lehnsmänner, die er gern um sich versammelt hält, leben hier, unziemlich aller Gemächlichkeit beraubt, unter niedern Strohdächern.
Als wir landeten, war der König vom Bonitenfang noch nicht heimgekehrt. Dieser Fischfang ist hier, wie bei uns die hohe Jagd, ein königliches Vergnügen. Er ist oft beschrieben worden. Das Kanot wird mit größter Gewalt der Ruder in dem schnellsten Lauf erhalten. Am Hinterteile desselben sitzt der Fischer und hält die Perlemutterangel schwebend über dem Meer und bespritzt sie zugleich mit Wasser. Der Fisch muß getäuscht werden und selbst aus dem Wasser auftauchen, um den Haken, der ihm lebendig scheint, zu verschlingen.
Wir besuchten die Königinnen, die unter einem leinenen Schirm lagerten und etliche Wassermelonen mit uns teilten. Die auf das Essen bezüglichen Tabus erstrecken sich nicht auf das Essen von Früchten, welches dem Trinken gleichgeachtet wird.
Der König kam, nackt bis auf das Maro. Er bewillkommnete uns wie alte Bekannte mit Herzlichkeit. Die neuesten Ereignisse auf Atuai und O-Wahu, von denen uns auf letzterer Insel mehr erzählt ward, hatten den Stand der Dinge zu unseren Gunsten verändert.
Zwei Boniten wurden dem Könige nachgetragen; er gab mit feiner Sitte dem Kapitän den Fisch, den er selbst geangelt hatte, ganz wie bei uns ein Jäger das Wild verschenkt, das er geschossen hat. Er kleidete sich in die rote Weste, wie wir ihn im vorigen Jahre gesehen hatten, frühstückte und unterhielt sich indes mit dem Kapitän. Herr Elliot war der Dolmetscher; Herr Cook stand zu der Zeit nicht mehr in der Gunst des Königs. Tameiameia gab uns wie im vorigen Jahre einen Edeln mit. Sein Name war Kareimoku. Man denke dabei nicht an den mächtigen Kareimoku, Stellvertreter des Königs auf O-Wahu. Hier gilt zwar die Geburt, und man könnte wohl von Familien sprechen, aber Familiennamen gibt es noch nicht. Auch bei uns findet sich der Name spät zu dem Schilde, und dieses, das Familienzeichen, ist späteren Ursprungs als die Familie selbst. Kareimoku war Überbringer des königlichen Befehles: man solle uns so wie im vorigen Jahre empfangen und uns ebensoviel an Lebensmitteln liefern als im vorigen Jahre. – Der König erbat sich von uns nur Eisen, das er zum Schiffbau brauchte.
Wir kamen am Abende des 28. Septembers wieder an das Schiff und nahmen wie das vorige Mal unsern Weg nach O-Wahu südlich längs der schönen Inselkette. Wir hatten Windstille unter Ranai. Wir sahen am 1. Oktober mit Tagesanbruch O-Wahu. Eine amerikanische Brigg kam vom Norden zwischen Worotai und O-Wahu und segelte mit uns dem Hafen zu. Viele Kanots ruderten uns entgegen. Wir warfen um fünf Uhr nachmittags die Anker außerhalb des Hafens, und der Kapitän fuhr ans Land, wohin ihm unser Geleitsmann vorangegangen war.
Sieben Schiffe lagen im Hafen, das achte kam mit uns zugleich an, alle Amerikaner; nur ein altes Schiff der Russisch-Amerikanischen Kompanie, der »Kadiak«, lag auf dem Strande. Erwartet wurde noch ein Schiff von Kareimoku, ein hübscher Schoner, welcher unter dem Befehle von Herrn Bekley, Kommandant der hiesigen Festung, Sandelholz aus Atuai herbeiholte. Die mehrsten Schiffe begehrten Sandelholz. Um dieses Handels willen belasten die Fürsten das Volk mit Frondiensten, welche die Agrikultur und die Industrie beeinträchtigen. Reges Leben war zu Hana-ruru.
Der Doktor Scheffer hatte Atuai verlassen und Tamari seinem Lehnsherrn aufs neue gehuldigt. Ich hörte von dem Ereignisse nicht übereinstimmende Erzählungen; die ich hier aufnehme, entlehne ich von Herrn von Kotzebue. Er berichtet uns, Kareimoku habe ihm erzählt, der König und das Volk von Atuai hätten den Doktor Scheffer vertrieben, welcher jüngst mit seiner Mannschaft, die aus hundert Aleuten und einigen Russen bestanden, auf dem »Kadiak« zu Hana-ruru angelangt sei. Das Schiff sei leck gewesen, und die Flüchtlinge hätten es auf den Grund fahren müssen, sobald sie mit Not den Hafen erreicht. Er habe nicht Böses mit Bösem vergolten, sondern die armen Aleuten und Russen freundlich aufgenommen, und selbst Scheffern habe er ungehindert auf einem amerikanischen Schiffe abziehen lassen, welches vor wenigen Tagen nach Kanton unter Segel gegangen sei. »Herr Tarakanow, Agent der Russisch-Amerikanischen Kompanie«, setzt Herr von Kotzebue hinzu, »kam mit mehreren Beamten derselben an Bord. Tarakanow, der auf Baranows Ordre ganz unter Scheffers Befehlen stand, äußerte sein Mißfallen über das Verfahren auf Atuai, wodurch sie alle in die größte Lebensgefahr gekommen waren, und er hielt es für ein wahres Wunder, daß bei ihrer Flucht von Atuai nur drei Aleuten erschossen wurden, da Tamari, welcher sie alle für seine ärgsten Feinde hielt, leicht vielen das Leben nehmen konnte. Er erwähnte auch der gefährlichen Reise hieher und war jetzt mit seinen Leuten in der traurigsten Lage, da man ihnen natürlich die Lebensmittel nicht unentgeltlich überlassen wollte. Glücklicherweise hatte ich in Unalaschka eine solche Quantität Stockfisch eingenommen, daß ich den armen Menschen jetzt auf einen Monat Provision schicken konnte. Tarakanow, der mir ein recht verständiger Mann zu sein schien, hatte mit Herrn Hebet, dem Eigentümer zweier hier liegender Schiffe, einen Kontrakt abgeschlossen, nach welchem dieser sich anheischig machte, die Aleuten ein ganzes Jahr zu ernähren und zu kleiden, unter der Bedingung, daß er sie nach Kalifornien bringen dürfe, wo sie auf den dort liegenden Inseln den Seeotterfang treiben sollten. Nach Verlauf dieses Jahres bringt Hebet sie nach Sitcha zurück und gibt der Kompanie die Hälfte der erbeuteten Felle. Dieser Kontrakt war vorteilhaft für die Kompanie, welche die Aleuten oft auf diese Weise vermietet; denn diese Unglücklichen werden die Schlachtopfer ihrer Unterdrücker bleiben, solange die Kompanie der Willkür eines Unmenschen preisgegeben bleibt, der jeden Gewinn mit dem Blute seiner Nebenmenschen erkauft.« (Kotzebues »Reise«, II, Seite 113 ff.)
Ein Versuch der Russisch-Amerikanischen Kompanie, sich der Sandwich-Inseln zu bemächtigen, kommt mir fabelhaft vor. Es ist mir nicht unbegreiflich, daß man in Sitcha das Volk mißachten könne, welches zum Rückhalt diesen nackten Soldaten dient, die mit der Flinte in der Hand und der Patrontasche um den bloßen Leib gebunden auf Wache ziehen; aber wie sollte man da nicht wissen, daß dieses Reich unter dem unmittelbaren Schutze von England steht, dem Tameiameia gehuldigt hat? – Wir haben im Jahr 1816 einen Brief des Prinzen-Regenten von England an Tameiameia gesehen, worin er das Verhalten Seiner Majestät während des Krieges zwischen England und Amerika belobt, dafür dankt und meldet, daß zu den übersendeten Geschenken noch ein Schiff kommen werde, welches er in Port Jackson erbauen lasse.
Sobald wir am 1. Oktober 1817 die Anker ausgeworfen, fuhr, wie ich sagte, der Kapitän an das Land. Wir hatten in Hana-ruru ein gutes Angedenken zurückgelassen; Kareimoku empfing ihn auf das freundlichste und ließ ihn mit drei Schüssen aus der Festung salutieren. Die amerikanischen Kauffahrer ehrten ebenfalls den Kommandanten der kaiserlich russischen Entdeckungsexpedition und begrüßten ihn mit ihrem Geschütze. Als die Rede war, den »Rurik« in den Hafen zu bugsieren, so boten sie dazu ihre Boote an, und sie leisteten uns wirklich am andern Morgen mit Tagesanbruch diesen Dienst. Im Hafen angelangt, wechselten wir mit dem Fort Salutschüsse, empfingen mit drei Schüssen Kareimoku, der an Bord kam und uns Früchte, Wurzeln und ein Schwein brachte. – Die gestern empfangenen Artigkeiten wurden erwidert.
Die Amerikaner erwiesen sich uns überhaupt dienstfertig mit zuvorkommender Höflichkeit. Wir erhielten von ihnen manches, was sie uns von ihrem eigenen Vorrat ohne Gewinn abließen: englisches Bier, Zwieback von einem am 6. aus Sitcha einlaufenden Schiffe und anderes. Dennoch wurde eine unangenehme Reibung nicht vermieden. Wo mehrere Kauffahrteischiffe verschiedener Nationen in einem fremden Hafen vereinigt sind, pflegt der älteste Kapitän den Vorrang zu nehmen und, wo es geschehen darf, den Retraitenschuß bei Sonnenuntergang abzufeuern; wo aber unter Kauffahrern ein Kriegsschiff sich befindet, wird dem Kapitän desselben die Ehre gelassen. Nun soll der amerikanische Kapitän aus Unachtsamkeit den Retraitenschuß abgefeuert haben und die Beschwerde, die Herr von Kotzebue darüber geführt, von der Art gewesen sein, daß sie ihn zum Trotz gereizt habe. Die Sache lag übrigens außerhalb meines Kreises, und ich habe nur obenhin davon gehört.
Die fremden Kauffahrteikapitäns kamen bei Herrn Marini zusammen und hatten daselbst ihren Tisch. Ich speiste einmal zu Abend an ihrer Tafel. Zu den warmen Fleischspeisen wurde Tee anstatt Weines getrunken. Die Herren waren gegen mich ausnehmend höflich. Ein älterer Kapitän frug mich, zum wievielten Male ich jetzt diese Reise mache. Ich antwortete bescheidentlich, es sei das erste Mal, und fand mich natürlich veranlaßt, dieselbe Frage an ihn zu richten. Zum zehnten Male war er auf solcher Handelsreise in der Südsee und um die Welt begriffen; aber jetzt, sagte er, sei er müde worden, und es solle seine letzte Reise gewesen sein. Er fahre jetzt nach Hause und werde sich zur Ruhe begeben. – Choris, der mit ihm näher bekannt war, fand und sprach ihn wieder in Manila und endlich noch in Portsmouth, wohin er uns vorausgeeilt war. Er hatte Briefe von Hause vorgefunden: segelfertig erwarte ihn daheim ein Schiff, mit dem er zum eilften Male die Reise machen solle, aber das eilfte Mal werde auch das letzte sein.
Wir pflegten jeden der kleinen Dienste, die uns die stets willigen O-Waihier leisteten, die Überfahrt zwischen Schiff und Ufer und derlei mehr, mit einer Glasperlenschnur zu belohnen. Solche schimmernde leichte Ware wurde immer gern empfangen, ihr jedoch kein eigentlicher Geldwert beigelegt. Choris hatte unter seinem Vorrat etliche Schnüre von besonderer Art und Farbe, die er ohne Unterschied mit den andern ausgab. Gerade auf diese eigentümlich dunkelrote Farbe, gerade auf diese Perlenart legte, wie es sich später ergab, die Mode einen ganz außerordentlichen Wert. Solche, die Vancouver zuerst auf die Inseln gebracht und seit seiner Zeit kein anderer Seefahrer, gehörten zu dem Schmucke der Königinnen. Nun waren sie wieder erschienen und etliche Schnüre davon in Umlauf gekommen. Man forschte der Quelle nach und kam bald auf Choris, dem reiche Häuptlinge mehrere Schweine für eine Schnur anboten; die amerikanischen Kaufleute machten ihm ihrerseits ansehnliche Anerbietungen – alles zu spät. Freund Login Andrewitsch, ein sonst bedächtiger und den Gewinn nicht verschmähender Handelsmann, hatte diesmal seine Dublonen für Maravedis ausgegeben.
Bei der Anwesenheit so vieler Schiffe nahm der Geschäftsverkehr Herrn Marinis Betriebsamkeit und Zeit in Anspruch, und ich konnte mich nur wenig seines belehrenden Umganges erfreuen. Er hatte mir vor einem Jahre versprochen, manches für mich aufzuschreiben, und hatte die Muße dazu nicht erübrigt. Jetzt war, das Versäumte nachzuholen, nicht mehr Zeit. Ich verbrachte meist meine Tage auf botanischen Wanderungen im Gebürge, während Eschscholtz, wenigstens während der ersten Tage, durch einen wunden Fuß zurückgehalten, auf dem Schiffe blieb und für die eingelegten Pflanzen Sorge trug. Schildwacht zu stehen bei den an der Sonne ausgelegten Pflanzenbündeln war ein zeitraubendes und verdrießliches Geschäft, was dennoch nicht zu umgehen war. Eschscholtz vermißte einmal eines seiner eigenen Pakete, die er auf dem Verdecke gehabt hatte, und unterhielt sich mit mir über den Verlust. Der Kapitän kam auf mich zu und fragte mich, was geschehen sei. Ich sagte es ihm geruhig, ohne Ahnung des Gewitters, das über mich losbrach. Er erteilte mir zornig einen überflüssigen Verweis und wiederholte mir, was ich gar gut wußte, das sei meine Sache und nicht die seiner Matrosen, die er wegen meiner Kräuter nicht werde schlagen lassen. – Ich hatte nichts getan, als Eschscholtz' Klage angehört.
Choris lebte viel mit den amerikanischen Kaufherren. Kadu verlor sich unter die Eingebornen, die ihn gern hatten und mit denen er sich leicht verständigen gelernt. Er erhandelte mit dem, was er besaß und was wir ihm gaben, verschiedene ihrer Arbeiten und beschenkte damit jeden von uns nach seinem Sinne.
Man hatte zu Hana-ruru Zeitungen von nicht eben altem Datum, russische und englische. Ruhe, scheinbare wenigstens, war in der Geschichte. Aus Zeitungen alles herauszulesen, was interessieren kann, ist ein Geschäft, wozu man auf dem Lande keine Muße hat. Freunde und Bekannte betreffend, erfuhr ich nur die Reise der Frau von Staël nach Italien. Auf meinen Wanderungen durch die Insel sind mir einige Male von O-Waihiern Zeitungen angeboten worden, vermutlich alte Blätter.
Der Handel bringt auf den Sandwich-Inseln die bunteste Musterkarte aller Völker der Erde zusammen. Ich sah unter den Dienern vornehmer Frauen einen jungen Neger und einen Flachkopf der Nordwestküste Amerikas. Ich sah hier zuerst Chinesen, sah unter diesem herrlichen Himmel diese lebendigen Karikaturen in ihrer Landestracht mitten unter den schönen O-Waihiern wandeln und finde für das unbeschreiblich Lächerliche des Anblicks keinen Ausdruck. (Häufig werden in diesem Meerbecken Chinesen, die unterwürfig und leicht zu ernähren sind, als Matrosen gebraucht.)
Einmal auf einer fernen Wanderung, nachdem ich auf dem Schiffe deutsch und russisch, die Sprache der Karolinen-Inseln mit Kadu und mit unserm Koche zum flüchtigen Gruße dänisch geredet; nachdem ich zu Hana-ruru mit Engländern und Amerikanern, Spaniern, Franzosen, Italienern und O-Waihiern gesprochen, mit jedem in seiner Muttersprache; nachdem ich auf der Insel noch Chinesen gesehen, mit denen ich aber nicht geredet, wurde mir in einem entlegenen Tale ein Herr Landsmann vorgestellt, mit dem ich gar nicht sprechen konnte. Es war ein Kodiaker – ein russischer Untertan. – Ich anerkannte die Landsmannschaft, gab ihm die Hand darauf und zog meiner Straße. Das schien mir in der Ordnung und ganz natürlich. – Es fiel mir erst viel später in der Erinnerung ein, diese Landsmannschaft und meine Ernsthaftigkeit dabei komisch zu finden.
Ich hatte mir vorgesetzt, den westlichen Gebürgsstock der Insel zu besuchen. Herr Marini erteilte mir seinen Rat, Kareimoku seinen Beistand; ich vollbrachte die beabsichtigte Reise in den Tagen vom 7. bis zu dem 10. Oktober 1817. Ein Kanot von Kareimoku brachte mich, meinen Führer und einen Knaben, der ihn begleitete, längs dem Korallenriffe, das den Strand umsäumt, bald innerhalb, bald außerhalb der Brandung, nach Pearl River und auf diesem Wasser landeinwärts nach dem Fuße des Gebürges, das ich bereisen wollte. Ein Schiff, als ich von Hana-ruru abstieß, lief eben in den Hafen ein. Ich hatte auf dieser Fahrt die erwünschte Gelegenheit, die Beschaffenheit des Riffes zu untersuchen. Wir fuhren einmal ziemlich seewärts über eine Korallenuntiefe, worüber das Fahrzeug getragen werden mußte. Mehrere Kanots waren außerhalb der Brandung in einer Tiefe von beiläufig zehn bis fünfzehn Fuß mit dem Fischfang beschäftigt. Mit langen, schleppenden Netzen wurden sehr mannigfaltige Fische gefangen, besonders Chaetodon-Arten, die in den wunderherrlichsten Farben spielen. Hier versorgten sich meine Leute im Namen Kareimokus mit ihrem Bedarf. Sie verzehrten diese Fische roh und, unsauber genug, noch nach drei Tagen, als sie schon angegangen und voller Insektenlarven waren. Als wir landeinwärts wiederum über die Brandung fuhren, ward ungeschickt gesteuert, und eine Welle erfüllte das Boot. Die eben erhaltenen Fische schwammen mir um die Füße, meine Leute schwammen um das Kanot im Meere; alles kam bald wieder in Ordnung. Wir fuhren nun zwischen Brandung und Ufer bei geringerer Tiefe des Wassers; dieses färbte sich mit einemmal dunkler: wir waren im Pearl River. Ich versuchte in den Mittagsstunden die Wirkung der scheitelrechten Sonne auf meinen Arm, den ich ihr entblößt und von Seewasser benetzt eine Zeitlang ausgesetzt hielt. Der Erfolg war eine leichte Entzündung und die Erneuerung der Oberhaut.
Ich hatte einmal Grund, mit meinem Führer unzufrieden zu sein, der, wie es ins Gebürge ging und ich seiner am bedürftigsten war, mich mit dem Knaben vorangehen ließ und gar nicht nachkam, so daß ich umkehren und ihn selber holen mußte. Ein Liebesabenteuer hatte ihn aufgehalten. Ich verschoß den ganzen Köcher meines o-waihischen Sprachschatzes zu einer zornigen Anrede, worin ich ihn an seine Pflicht mahnte und mit Kareimoku bedrohte, der mir ihn untergeordnet. Der Mann, wie es das Recht eines O-Waihiers ist, lachte mich unmenschlich aus ob meiner ungefügen Rede, die er aber sehr wohl verstand, und er gab mir im Verlauf der Reise keine zweite Gelegenheit, meine Beredsamkeit auszuschütten.
Ein reichlicher Regen, eine Art Wolkenbruch, empfing uns auf den Höhen des Gebürges. Die Bastzeuge der O-Waihier verhalten sich wie ungeleimtes Papier gegen die Nässe. Ihre Kleider zu verwahren, gebrauchten meine Leute den Wipfel der Dracaena terminalis. Maro und Kapa, Schamgurt und Mantel, wurden um den Stamm dicht umgewickelt und darüber die breiten Blätter nach allen Seiten zurückgeschlagen und mit einem Ende Bindfaden befestigt. So trugen sie am Stamme des Bäumchens ihre Gewänder in der Form ungefähr eines Turbans. Ich selber zog meine ganz durchnäßten leichten Kleider aus, und wir stiegen vom Gebürge hinab »in der Nationaltracht der Wilden«. Daß die O-Waihier gegen Kälte und Regen viel empfindlicher sind als wir, ist so oft bemerkt worden und so wenig bemerkenswert, daß ich es kaum wiederholen mag; ich will bloß erinnern, daß mir als Sammler die Umstände nicht günstig waren. Beim abermaligen Durchkreuzen des Gebürgs über einen höheren Bergpaß hatte ich wiederholt Regen und durchaus keine Ansicht der Gegend. In die bewohnte Ebne herabgestiegen und im Begriff, in das Dorf einzuziehen, wo wir übernachten sollten, machte ich mir aus zwei Schnupftüchern ein anständiges Kleid. Ein winzigeres genügte meinem Führer; sein ganzer Anzug bestand in einem Endchen Bindfaden von drei Zoll Länge, quo pene ad scrotum represso cutem protractam ligavit [Fußnote].
Ich habe auf der Reise nie blecherne botanische Kapseln, sondern an deren Statt Schnupftücher gebraucht. Man breitet ein Tuch aus, legt die gesammelten Pflanzen quer auf dasselbe, preßt sie mit einer Hand zusammen und bindet mit der andern Hand und dem Munde die zwei entgegenstehenden Zipfel des Tuches zu einem Knoten; der untre Zipfel wird eben auch mit den andern verknüpft, und der obere, vierte dient zum Tragen. – Auf größeren Exkursionen, wo man einen Führer und Träger hat, nimmt man ein gebundenes Buch Löschpapier mit, worin man zartere Blumen sogleich verwahrt. – Hier war mein Pflanzenvorrat vom Regen durchnäßt und Fäulnis zu besorgen. Im Quartier angelangt, wurde eine Seite des Hauses mit Tabu belegt und da die Pflanzen über Nacht ausgebreitet. Ein solches Tabu wird heiliggehalten. – Aber auf dem Schiffe schützt kein Tabu, und die ganze Ernte von vier Tagen muß, gleichviel ob trocken oder durchnäßt, in der kürzesten Zeit »zum Verschwinden gebracht werden«. Das war unter uns der gestempelte Ausdruck. In unserer abgeschlossenen, wandernden Welt hatte sich aus allen Sprachen, die am Bord oder am Lande gesprochen, aus allen Anekdoten, die erzählt worden, und aus allen geselligen Vorfallenheiten eine Cantsprache gebildet, welche der Nichteingeweihte schwerlich verstanden hätte. Durch die Erzählung auf den »Rurik« wieder versetzt, drängen sich mir die dort gültigen Redensarten auf, von denen diese Blätter rein zu halten ich kaum hoffen darf.
Am 10. Oktober von meiner Wanderung heimgekommen, machte ich am 12. noch eine letzte Exkursion ins Gebürge, bei der mich Eschscholtz zum erstenmal begleitete. Alles war zur Abfahrt bereit, die am 13. stattfinden sollte; aber Kareimoku, den mit den Häuptern des Adels die Feier eines Tabu auf dem Lande fesselte, bat, einen Tag länger zu bleiben, damit er Abschied von uns nehmen könne, und seiner freundlichen Bitte wurde nicht widerstanden.
Man hat sich verwundert, mich von Adel unter den Polynesiern sprechen zu hören. Allerdings finde ich da noch den Adel, wie ich mir denke, daß er ehedem bei uns bestand, wo er, bereits verschüttet, nur noch in verblassenden Erinnerungen lebt. Anerkannt wird in unsern Staaten unter dem Namen Adel nur noch das Privilegium, und es ist auch nur gegen das Privilegium, daß das Wehen des Zeitgeistes fast zum Sturm anschwillt. Ein Adel, der gegeben und genommen werden kann, der verkauft wird, ist keiner. Der Adel liegt tiefer, er liegt in der Meinung, er liegt in dem Glauben. Ich finde in der französischen Sprache, wie sie in meiner Kindheit war, Wörter, deren die deutsche ermangelt, und ich bediene mich ihrer. Le Gentilhomme, das ist der echte Adel, wie er auf Polynesien ist, wie ihn kein König verleihen, kein Napoleon aus der Erde stampfen kann. Le Noble, das ist der letzte Bolzen, den die Könige gegen den Adel, aus dessen Schoß sie selber hervorgegangen und den zu unterdrücken ihre Aufgabe war, siegreich abgeschossen haben. Wahrlich, es gibt Umkehrungen, worüber man sich verwundern möchte! Jetzt heißt es: »der König und sein Adel!«, nachdem übermächtig geworden ist der dritte Stand, den zum Verbündeten gegen den Adel die Könige sich anerzogen haben. Jetzt heißt es auch »Thron und Altar!«, nachdem lange Zeit »Thron oder Altar!« die Losung gewesen.
Ich werde nicht eitel die Vergangenheit unserer Geschichte zurückrufen, in welcher ein Adel bestand, zu dem meine Väter gehörten. Ich glaube an einen Gott, mithin an seine Gegenwart in der Geschichte, mithin an einen Fortschritt in derselben. Ich bin ein Mann der Zukunft, wie Béranger mir den Dichter bezeichnet hat. Lernt doch auch in die Zukunft, der die Weisheit des Waltenden uns zuführt, furchtlos und vertrauend schauen und laßt die Vergangenheit fahren, sintemal sie vergangen ist. Und was war denn jene bessere Zeit, an der euer Herz hängt? Die Zeit der Religionskriege mit ihren Scheiterhaufen, der Bartholomäusnächte, der Autos-da-fe? Die Zeit der Hinrichtung Damiens'? Wahrlich, wahrlich! diese eine Greuelgeschichte –! Leset die Akten! – In der Blutzeit der darauf folgenden Staatsumwälzung verklärte sich dagegen die Milde. Wo immer Bürgerkrieg war, ist und sein wird, werden Menschen getötet, zerrissen, werden Leichname verstümmelt. Aber die Hinrichtung Damiens' – Dank sei dir, o mein Gott! – wird nimmer, nimmer zurückkehren; die Zeit ist völlig abgelaufen.
Aber ich verirre mich von meinem Ziele. Ich habe hier nur nachträglich auf das, was ich in meinen »Bemerkungen und Ansichten« von der geselligen Ordnung, von der Kasteneinteilung, von dem Adel gesagt habe, wie solche auf den Inseln sind, von denen zu reden ich berufen war, mehr Nachdruck legen wollen. Ich habe geglaubt und angenommen, es verstände sich von selbst, daß von einer Kaste in die andere kein Übergang möglich ist; daß selbige, wie die Arten der Tiere, unbezweifelt naturnotwendig geschieden sind und daß, so wie es nur eine Fabel ist, daß der Esel sich zu einem Hunde und der Frosch zu einem Rinde habe ausbilden wollen, es auch außerhalb aller Wahrheit ist, daß ein gemeiner Mann zu einem Edeln zu werden nur träumen könne. – Daher finden auch in diesen Verhältnissen Neid und Hochmut keinen Raum. Aber, dürfte man fragen, was versteht sich denn von selbst?
Habe ich doch mit Entrüstung in Herrn von Kotzebues »Reise«, II, Seite 132, von Piloten der Karolinen-Inseln gelesen, »die, nur von geringem Stande, oft für ihre Verdienste in den Adelsstand erhoben werden« – »und der Pilot ward zum Lohn für seine Dienste zum Tamon erhoben«.
Wenn ein zum Zeugen aufgerufener, unbescholtener Mann solches Zeugnis spricht, was werden wir nicht erst von denen zu erwarten haben, deren Geschäft es ist, ohne selbst etwas gesehen zu haben, die Aussagen der Augenzeugen aus- und ab- und zusammenzuschreiben? Maltebrun, in einer kurzen Anzeige von Choris' »Voyage pittoresque«, nennt meinen lieben Freund Kadu »un anthropophage de la mer du sud [Fußnote]« und läßt auf Eap, wo nur Wasser getrunken wird, ganze Nächte dem Trunke widmen. Ist einmal eine recht handgreifliche Abgeschmacktheit zu Papier gebracht, so rollt selbige unablässig von Buch zu Buch, und es ist das erste, wonach die Büchermacher greifen. Solange noch Bücher geschrieben werden, wird in jedem, wo sie nur Platz finden kann, die Albernheit zu lesen sein, daß die Eingebornen der Marianen- oder Ladronen-Inseln den Gebrauch des Feuers erst durch die Europäer kennengelernt.
Aber soll ich zum andern und zum letzten Male von den Sandwich-Inseln scheiden, ohne daß meiner Feder das Wort entgleitet, welches du, Leser, mit flüchtigem Finger diese Blätter umwendend, schnellen, neugierigen Blickes darinnen gesucht hast? Zu einer Parteifrage sind die Missionen geworden, die erst nach meiner Zeit auf diesen Inseln Fuß gefaßt haben, und ich gehöre keiner Partei an. Lasse dir die Akten vorlegen und höre auf die nicht, die, ohne selbst geschaut zu haben, verwirrend ihre Stimmen in dem Streit erhoben. Ich selber habe sie nicht vollständig gelesen. Die Volkstümlichkeit, die vor dem aufgehenden Christentum untergehen muß, habe ich geschaut, und sie ist mir wert geworden; daß ich um sie traure, spreche ich unumwunden aus. Daß ich aber der Mann des Fortschrittes bin und höher mir der Geist des Christentums mit seinen Segnungen gilt, glaub ich in meinem Gedichte »Ein Gerichtstag auf Huahine« an den Tag gelegt zu haben. Selbst an dem frommen Ellis (»Polynesian researches«) habe ich zwei Dinge vermißt: er hätte, meine ich, selber O-Taheitier werden sollen, bevor er O-Taheitier umzuschaffen unternahm, und hätte sein heiliges Geschäft geistiger auffassen und betreiben können. Seefahrer, die da Weiber und Lust auf den Sandwich-Inseln gesucht, mögen dem Missionswesen abhold sein; aber gewichtigere Beschuldigungen fallenlassend, scheint mir doch aus allen Zeugnissen hervorzugehen, daß das Missionsgeschäft geistlos auf O-Waihi betrieben wird, wo noch kein Fortschritt in der geselligen Ordnung das Aufgehen des Geistes beurkundet hat. Die stille Feier des Sabbats und der erzwungene Besuch der Kirche und der Schule sind noch das Christentum nicht.
Dem sei, wie ihm wolle – früher oder später werden, dem Fortschritt der Geschichte angemessen, die Hauptinseln des Großen Ozeans sich der Welt unserer Gesittung anschließen; und schon erscheint in Landessprache und meist von Eingebornen geschrieben eine Zeitung auf O-Taheiti! – Hört! hört! – eine Zeitung auf O-Taheiti! Die ihr dort die Presse, die periodische Presse befördert, hört auf, euch daheim davor zu entsetzen und sie zu bekämpfen. Schlagt euch nicht gegen die Luft, eure Streiche verwunden sie nicht. Preßfreiheit ist in Europa. – Der Tory Walter Scott sagt im »Leben Napoleons«: »Deutschland verdankt von jeher der politischen Zerstückelung seines Gebietes die Wohltat der Preßfreiheit.« Was er von Deutschland sagt, gilt von der Welt. Die Presse ist nur ein Nachhall, selbst machtlos, wo sie das nicht ist. Die öffentliche Meinung, das ist die Macht, die groß geworden. Dankt der Presse und lernt von ihn
Aber diese Trivialitäten sind hier nicht am Ort. Im Begriffe, unter Segel zu gehen, bemerkte ich, daß, nach einem zweimaligen Aufenthalt auf der Insel und häufigem Verkehr mit den Eingeborenen, ich noch kein Hundefleisch zu kosten bekommen hatte; denn der Europäer wird auf O-Waihi seinen Sitten und Vorurteilen gemäß empfangen und bewirtet, und für den fremden Gast wird ein Schwein, das er zu schätzen weiß, nicht aber ein Hund, den er verschmäht, in der Backgrube bereitet. Da erfuhr ich, als es schon zu spät war, daß ich die weit gesuchte Gelegenheit täglich an Bord versäumt hatte, wo unser königlicher Geleitsmann einen gebackenen Hund zu verspeisen gepflegt. So geht es mit manchen Freuden im Leben.
Am 14. Oktober 1817 lichteten wir mit Tagesanbruch die Anker, und die Boote der amerikanischen Schiffe bugsierten uns aus dem Hafen. Kareimoku kam aus dem Morai zu uns und brachte uns Fische und Früchte mit. Wir wechselten übliche Salutschüsse mit der Festung, wir nahmen herzlichen Abschied von unsern Freunden und entfalteten die Segel dem Winde.