Hürdenrennen mit Kanus

© Willi Schnitzler    

Hürdenrennen mit KanusIch hatte kaum Platz auf meinem Rucksack genommen, geschweige denn die Zeit gefunden, mir die Örtlichkeit ins Gedächtnis zu rufen, da näherte sich ein Auto und in Windeseile befand ich mich auf dem Weg nach Rotorua. Ein freundliches Ehepaar von bestimmt hundertfünfzig Jahren bot mir sogleich einen Becher heißen Tee an, von der Sorte, die eine Nonne zum Singen gebracht hätte, weil der Trank mindestens zur Hälfte aus Rum bestand. Sie stammten aus Wanaka, dem Nabel der südlichen Schwester, fuhren der Nordinsel über das Gesicht und lächelten das zufriedene Lächeln zweier Menschen, die nach einem gemeinsamen glücklichen Leben ihre letzte große Reise unternahmen. Die Liebe der beiden alten Menschen hatte der Abnutzung des Tagtäglichen erfolgreich widerstanden und strafte die Worte Lord Byrons Lügen, der schrieb: „Wie Wein ist Liebe, wenn sie himmlisch jung, Die Ehe ist ein Alltagstrunk, Am Anfang nüchtern, auf die Dauer Von Geschmack wie Essig sauer.“

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Hangi-Cooking

© Willi Schnitzler    

Haere mai, haere mai, kommt her, kommt her.
Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, von Dutzenden von Augenpaaren pausenlos beobachtet zu werden, um mich bei Nichtgefallen mit einem schrecklichen Fluch zu belegen. Die Vermutung, einen stummen Zeugen im Rücken zu haben, verließ mich nie. Unbewusst blieb ich die meiste Zeit außerhalb der Gebäude und kam auf meinem Weg an einem Ort vorbei, an dem in den heißen Quellen gewaschen und in Erdöfen gekocht wurde. 
Hangi Cooking„Was machen Sie da?“, fragte ich die dunkelhäutige Frau, die auf den Knien saß.
„Es ist Zeit für ein hangi!“, sagte sie ohne aufzuschauen.
„Was ist ein hangi?“, fragte ich.
„Du weißt nicht, was hangi ist!“, sagte sie und ermutigte mich mit einer Kopfbewegung näher zu kommen. "Hangi ist unsere traditionelle Art, das Essen zuzubereiten. In erster Linie musst du das folgende beachten: Suche zuerst nach der passenden Stelle, die in der Nähe von Wasser sein sollte, denn das braucht man, um Säcke und Tücher zu durchnässen und Dampf zu erzeugen. Die Stelle sollte leicht zu graben sein, tunlichst nicht im Rasenstück deiner Nachbarn. Wenn doch, steche das Grasstück heraus und setz es nachher wieder drauf, damit sie’s nicht merken. Schließlich, achte auf die Windrichtung und habe stets ein wachsames Auge auf das Feuer, du weißt, wegen der Funken.“

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Maui

© Willi Schnitzler    

MauiBevor das Licht da war, gab es nur Dunkelheit. Te Po. Alles war Nacht. Unendlich lang, unsagbar dunkel. Te Po nui – die große Nacht. Te Po roa – die lange Nacht. Te Po uriuri – die dunkle Nacht. Te Po kerekere – die intensive dunkle Nacht. Te Po tiwha – die düster beladene Nacht. Te Po tangotango – die spürbare Nacht. Te Po te kitea – die unsichtbare Nacht. 
Bevor die Dunkelheit da war, gab es Nichts. Te Kore. Das erste Licht, das existierte, war nicht mehr aber auch nicht weniger als das Glühen eines Wurmes, und als Sonne und Mond gemacht wurden, gab es keine Augen, die sie hätten sehen können, gab es nicht einmal Götter. Der Anfang wurde aus dem Nichts erschaffen.

So sprach die karakia, Gesänge aus alter Zeit, in denen alle Vorfahren benannt wurden.

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Fjordland

© Willi Schnitzler    

FjordlandMit einem Mal befand ich mich in einer anderen, in einer verlassenen Welt. Hinter dem Tunnel lag eine karge Landschaft. Graue hochaufgeschossene Berge; rutschendes Geröll; Nebelschwaden, die der Wind über die Baumwipfel fegte; dünnes Gras; Krampfadern im Fels. Ein Ort, vom Leben kaum berührt. Im Winter muss es hier bitterkalt, trostlos, gar bedrückend sein, dachte ich. Doch folgte man der Straße bergab ins Cleddau-Tal, gelangte man schließlich in den Anfang des Milford Sound, den Kipling als das achte Weltwunder bezeichnet hatte. Kipling, der schrieb: „They shut the road through the woods seventy years ago“, könnte mit dem Satz das Fjordland gemeint haben.

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Ein Ungar im neuseeländischen Exil

© Willi Schnitzler    

Ein UngarIch sah weder die eine noch die andere Insel, wartete eine Weile, in einer alten Zeitung blätternd, die im Rinnstein gelegen hatte, an einer breiten, kaum befahrenen Straße am Ortsausgang von Whakatane, bevor ein Exilungar und sein altes Auto mich einluden, mitzukommen.

Beim Zuschlagen der Autotür verdrückten sich zwei schwarze Katzen durch ein Loch im Lattenzaun. Ehe wir losfuhren, nahm der Mann seine Brille von der Nase, wischte sie ab und setzte sie wieder auf. Ohne Hilfsmittel war er blind wie eine Wand, kein Wunder, dass er schon jetzt gefährlich dicht am Lenkrad saß. Was für ein merkwürdiger Mensch er war! Ein unsorgfältig gekleideter Mann mit grauem Haar, die mächtigen Koteletten wie Brikettstücke hochkant an den langen Ohren angelehnt. Sein Haarschnitt stammte von einem Friseur, der offensichtlich noch nicht lange dabei war, sich das Saufen abzugewöhnen; lange Strähnen klebten wie Gummihandschuhe an seinem Kopf.

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