Fabeln der Maori
Die Heuschrecke und die Ameise
Heuschrecke
»Ameise, komm hierher sogleich;
Staunend, o Freundin, seh' ich euch,
Wie, weise und sorgsam geleitet,
Ihr emsig und kunstvoll arbeitet«.
Ameise
»Komm du, Heuschrecke, helfe mir,
Ebne den Grund und häufe hier
Die Erde auf zum sichern Walle
Und Schutz für unsre Vorratshalle,
Damit in kalten Wintertagen
Uns weder Frost noch Hunger plagen«.
Heuschrecke
»Du weißt, dass meine Lust allein
Ist hüpfen hier im Sonnenschein,
Raschelnd mich zum Zweige schwingen
Und in der Höhe fröhlich singen«.
Die Ratte und die Eidechse
Eidechse: Ratte, höre mich!
Ratte: Was?
Eidechse: Komm herauf zu mir!
Ratte: Was soll ich dort tun?
Eidechse: Die Früchte von den Bäumen sammeln.
Ratte: Von welchen Bäumen?
Eidechse: Vom Miro und Kahikatea.
Ratte: Oh, Tochter, unser Platz ist hier unten, und wir sind dazu geboren, in der Erde zu graben, oh Tochter.
Sprichwörter
Ka ki te piro o nga manu, o nga tangata ka kata.
Wenn der Magen voll ist, so singen die Vögel und die Menschen lachen.
Kirikiri kaimata, he tangata ringaringa.
Die Steine kochen das Essen nicht, aber des Mannes Hände.
Moral: Warte nicht, bis andere dein Essen kochen, hilf dir selber.
He aorere kakitea, he hautau e kore e kitea.
Die Wolken, wenn sie vorüberziehen, kann man sehen; die Gedanken, wenn sie vorüberziehen, kann man nicht sehen.
Me te tarakihi e papa ana i te waru.
Wie die Heuschrecken, die im achten Monat singen und springen.
d.h.: wo es am Essen nicht fehlt, da fehlt es auch nicht an lustiger Unterhaltung.
Ka haere nga pipi o te one
Ka noho nga pipi o te whakatakere.
Die Muscheln am Strand können verschwinden,
die Muscheln im Fluss werden immer bleiben.
d.h.: Das Flussbett wird als der heimatliche Boden betrachtet, auf welchem die Muscheln sicher vor Gefahr sind; am Meeresstrand aber liegen sie offen da und werden entweder von den Menschen gesammelt oder von der Brandung weggespült; die Moral ist also: am besten und sichersten ist man zu Hause.
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