Blumenpflücken während der Fahrt verboten
© Willi Schnitzler
Während ich langsam in der Schlange vorrücke und den Rücken der hölzernen Gangway hinuntergehe, weiß ich, dass ich eine Grenze überschritten habe. Ich höre eine neue Sprache, ich rieche vom Wind herbeigeschafften Fisch, ich schmecke eine feine Trockenheit auf meiner Zunge. In einem scheinbar unentwirrbaren Knäuel stehen Polizisten, Wartende und – wie sich herausstellt – eine erkleckliche Anzahl von Führern, die mit Affenneugier die Ankömmlinge taxieren. Nur ein alter, auf dem Hosenboden etwas abseits sitzender Mann scheint sich widerstandslos in sein Schicksal gefügt zu haben, er merkt, dass er gegen die Jugend keine Chance mehr hat. Eine Gebetskette gleitet unmerklich durch seine Finger, während er sich mit geschlossenen Augen von der Sonne bescheinen lässt. – Und dann, als sich die Holzrippen unter meinen Füßen auflösen und ich afrikanischen Boden betrete, schält sich aus der Menge ein Mann in gestreifter, togaähnlicher Djellaba, die beim Gehen raschelt und lose an ihm hängt wie ein Wäschestück auf der Leine, und heftet sich an meine Fersen. Was ich auch anstelle, er ist nicht abzuschütteln. Der lebende Beweis, dass eine Klette nicht nur pflanzlich sein oder aus irgendeiner anderen botanischen Ecke stammen muss. Und während seine staubigen, abgenutzten Babouches aus weichem gelbem Leder neben mir herschlurfen, redet er pausenlos auf mich ein.
Jules Verne
20.000 Meilen
unterm Meer
Mit 111 Illustrationen von
Alphonse de Neuville und Riou
sowie 2 Karten
Titel der französischen Originalausgabe:
Vingt Mille Lieues sous les mers (Paris 1869/71)