Umweg nach Marrakesch
Rückfahrt nach Tanger
In der Nacht nehme ich den Zug zurück nach Tanger. Beim Einsteigen schlägt mir der Geruch von kaltem Kaffee und nassem Hund entgegen. Die Sitze haben die Farbe von Mandeln. Als Kind habe ich ihr bitteres Aroma gehasst. Vom langen Tag müde bin ich gottlob allein im Abteil, bis sich Casablanca, einst ein verschlafenes Dorf, dann eine Piraten-Ansiedlung, heute eine lebendige Metropole, in der Mitternachtsstunde nähert. Der spanische Stadtname bedeutet „weißes Haus“, ihr arabischer Name ist Dar el Beida. Es verwundert nicht, dass auch hier die Zeit Trümmer und Tote begrub und das nicht nur kraft Kanonendonner und Musketenbeschuss, sondern auch weil die Erde bebte.
Nicht wie die dreißigtausend Menschen, die jährlich in der Wirtschaftsmetropole ihr Glück suchen, bleibe ich liegen, hoffe, dass niemand zusteigt. Ich vermute da draußen die souks, eine große Moschee und zahllose kleinere, qiblas und mihrabs, ein schlichter dar, in dem der König sein Haupt betten kann, hammams, Kaffee- und Teehäuser, unendlich viele Souvenirläden und dem Fortschritt Rechnung tragende postmoderne Wolkenkratzer.
Bab ist ein Tor, Dar ein Haus, Hammam ein Bad, Medersa eine Koranschule, Qibla die Gebetsmauer, Mihrab die Gebetsnische des Imam in Moscheen, Oued ein Fluss oder Flussbett.
Aber ich sehe nur müde Augen und einen Hund, der seinen Hinterlauf nach irgendwelchen Flöhen absucht; selbst in den Gassen Marrakeschs können sie ihm nichts Ähnliches an die Seite stellen. Casablancas moderne Hochhausstruktur, die zum Teil auf Land steht, das dem Meer abgerungen wurde, scheint mir wenig interessant, obwohl eine Stadt, die einst berüchtigter Piratenstützpunkt war, vielleicht doch ihren Reiz haben dürfte. Und dann Rick’s Café, selbst wenn ihre arabische Seele aus dem Film verloren scheint und doch eigentlich Tanger die wahre Vorlage für den Film mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann war. Doch nicht eine einzige Szene wurde in Marokko gedreht. Da mag es nicht verwundern, dass „Lawrence of Arabia“, „Jesus of Nazareth“, „The man who wanted to be king“ oder „Kundun“ nicht in Saudi-Arabien, Palästina, Indien oder Tibet gefilmt wurden, sondern hier. Bernardo Bertolucci, Jean-Luc Godard, Raoul Riz, John Huston, Martin Scorsese, Orson Welles, sie alle drehten hier wie Louis Lumiere „Le Chevalier Marocain“ und Robert Aldrich „Sodome and Gomorre“.
„Casablanca mag keine allein stehenden jungen Mädchen“, schreibt Jelloun. Das finde ich traurig.
So bleibe ich also liegen, vertraue auf das Vorrecht langer Beine. Doch eine Viertelstunde später sitze ich gequetscht zwischen zwei Marokkanerinnen, die nach westlichem Geschmack gekleidet sind und ununterbrochen rauchen, obwohl es ein Nichtraucherabteil ist, und zwei Marokkanern, die sich beschweren, dass die Frauen, die sich den Teufel darum scheren, rauchen, denn ihr mitgebrachtes Kind schlummert zusammengerollt in den Polstern. Meine erste Begegnung mit einem rauchenden Nichtraucherabteil zählt gewiss nicht zu den angenehmsten Erfahrungen meines Lebens. Aber bitte schön, was soll ich tun? Leider ist niemand da, dem ich diese Frage hätte stellen können, und ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Ich will schon sagen, dass ich erst kürzlich von den Pocken oder der Gelbsucht genesen bin, doch leider wollen mir beide Wörter in meinem stockenden Französisch nicht einfallen. So bleibt mir nur, ergeben die Situation so gut es geht zu ertragen, reibe meinen Dreitagebart an der kalten Glasscheibe und friere ein wenig, weil mein Körper seinen Schlaf fordert. Es ist laut und unruhig, vorbei die Stille, das Alleinsein, vorbei wie das Kinderkriegen bei Frauen jenseits der Wechseljahre. Ich bin nicht glücklich über den Stand der Dinge.
Schließlich muss ich doch kurz eingeschlafen sein, denn die Stimmen dringen zwar noch immer in mein Bewusstsein, doch verschwommen und undeutlich wie Fliegengesumm unter einem Glas. Mit einem Mal spüre ich einen bösen Schmerz im Rücken, der mit einem noch böseren Husten einhergeht, da eine Rauchsalve Zugang zu meinem Rachen bekommen hat. Doch mein Husten stört niemanden, wie sollte es auch anders sein, und nachdem ich mir mit der Hand die schlechte Luft von den Augen gefächelt habe, weil ich sie nicht sehen kann, bin ich erstaunt, auch wenn mich das alles vor mir normalerweise überhaupt nicht kratzen würde. Eine der Frauen, die mit dem Bernstein im Auge und dem mächtigen Busen, schmust, auf männlichen Knien sitzend, mit einem der Herrschaften; die beiden anderen rauchen um die Wette. Wenn sie ihn aus der Hand legt, wird er kaum mehr zu gebrauchen sein. Sie hat sich gerade denjenigen ausgesucht, der sich bequem ein kleines Buch hinter die Ohren schreiben könnte und mit seiner bescheidenen Körpergröße von vielleicht einem Meter sechzig wie ein Knabe wirkt. Sein Schnurrbart klebt wie ein Stück Lakritz unter der Nase. Das Imitat einer Figur aus den glorreichen Stummfilmtagen. Jeder im Abteil kann sehen, dass die Zunge seiner Dame ihn nicht nur abschleckt, sondern in beträchtlichem Maße auch erregt. Da muss man sich schon ein wenig wundern, wie die Leute sich hier benehmen. Mit gebührendem Interesse beobachte ich die Szene, während die beiden anderen sich halblaut über das schlafende Kind hinweg unterhalten und die halbgerauchten Zigaretten in ihren Händen Flugzeugschleifen in die Luft zeichnen, und die Frau, die ihre ganze Sorgfalt darauf verwendet hat, ihre Haare wie einen Bienenkorb hochzustecken, öffnet ihre Lippen zu einem spröden Lächeln und versucht, den anderen Mann ebenfalls in ihren Bann zu ziehen. Dieser lächelt zurück und ich glaube, dem wird sie kaum widerstehen können. Er hat jene Art von Lächeln, auf das auch Greta Garbo hereingefallen wäre. Keiner denkt daran, sich in die Arme Morpheus‘ zu begeben. Wenig später rauchen alle und ich fürchte, der Sinn des Lebens in dieser Nacht besteht für sie darin, mich im Qualm verschwinden zu lassen, damit sie endlich tun können, was ihnen beliebt. Durch diesen Nebel erscheint in der Abteiltür kurz das Gesicht einer Frau, die dank ihrer Begabung für folgerichtiges Denken rasch weitergeht. Was für den Stier das rote Tuch und für den Hund die laufende Hose, ist für mich das Rauchen in fahrenden geschlossenen Räumen, aber was beschwere ich mich, habe ich doch endlich die blauen Rauchringe gefunden, die ich in meiner Erinnerung an den Text des Liedes bislang vergeblich gesucht habe.
Wenn man sagt, dass sie mir auf die Nerven gehen, ist man nicht weit von der Wahrheit entfernt und ich stelle mir die bange Frage, ob wohl auch das Kind mit dem Rauchen angefangen hat. Ich schaue scheu nach ihm und sehe, wie es friedlich schläft, den kleinen Daumen im spitzen Mund verborgen.
Ich bin erledigt und missmutig, ertrage zähneknirschend diese Tyrannei und übe mich in dünnhäutiger Geduld, aber was könnte ich auch dagegen ausrichten, meine Schüchternheit und mein Harmoniebedürfnis raten mir davon ab, mich zu beschweren, mich zu beklagen, und ich habe mich noch immer ihrer Meinung angeschlossen. Das hat man nun davon, wenn man so ist, wie man ist. Leider fahren alle bis Tanger, das wir erst im Halbdunkel des frühen Morgens erreichen werden. So manches Mal habe ich mir in den dahinschleichenden Stunden den Schlaf meines Bruders gewünscht, Berge von Schlafkunz und Rosenblättern, manchmal war ich nahe dran, noch weiter zu gehen. Die Menschen im Abteil scheinen so rücksichtslos und böse wie niemand sonst auf der Welt, doch plötzlich weiß ich, sie haben mich gar nicht bemerkt, und das kann man beim besten Willen nicht übel nehmen. Nicht einmal das Zähneknirschen haben sie bemerkt, auch jetzt nicht, als der Zug kurz gehalten hat und es stiller geworden ist; und wenn sie undeutlich etwas bemerkt haben sollten, einen Wink nur, eine Winzigkeit, dann vielleicht einen Vorhang mit Bartstoppeln, eine Scheibe müder Augen und ein Sitzpolster widerspenstiger Haare, das alle Viere von sich streckt.
Eine Fliege summt um mein Gesicht herum, angelockt von den kleinen Schweißperlen auf meiner Stirn, die so kalt sind wie Novemberregentropfen.
Ich sage also nichts und sei es nur, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass dies nur eine Episode einer Reise ist, die man ertragen muss, die man vielleicht pfeifend ertragen muss, aber zu derlei bin ich im Moment nicht fähig, und als der erregte Mann mir den Rücken zukehrend „Proud Mary“ pfeift, verspüre ich keinerlei Neigung, es ihm gleichzutun. Und so sitze ich müde in einem Abteil mit vier rauchenden Personen und einem schlafenden Kind und einem Mund, der so trocken ist wie der Sand der Wüste, und schaue aus dem Fenster in eine immer dunkler werdende Nacht hinein. Nur das direkte Eingreifen der Götter kann da noch helfen.
In ganz seltenen Momenten habe ich Träume, die, wenn ich erwache, kurz bleiben und mich überzeugen, auf dem besten Weg in die Klapsmühle zu sein. Sie dauern nicht einmal eine Zigarettenlänge und dann das: Da ich kein Geld mehr habe, nehme ich einen Job in einer Firma an, die in zweckmäßigen modernen Räumen mit viel Glas untergebracht ist. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen schleppen haufenweise Topfblumen und gar ganze Bäume in ihre Zimmer und gießen sie zweimal am Tag. Doch was das wirklich erstaunliche an ihnen ist: sie unterhalten sich nicht wie normale Menschen, sondern kommunizieren mittels Maultrommeln miteinander. Das muss ich erst einmal lernen und der Kalender auf meinem efeuberankten Schreibtisch verrät mir, dass ich drei Monate dazu gebraucht habe. Hinter vorgehaltener Hand reden die Leute in der Stadt über diese Firma und sagen, wie schön es doch wäre, auch dort zu arbeiten, obwohl die Stellen rar und die Bosse der Wirtschaft mit der Produktivität nicht ganz zufrieden sind.
Vielleicht haben wir auch schon die kleine Altstadt Rabats passiert, die ihr Aussehen durch Andalusienflüchtlinge im 17. Jahrhundert erhielt und im Süden durch die Andalusiermauer begrenzt wird, als ein zaghaftes Leuchten draußen in der Dunkelheit zum Vorschein kommt. Kann man vom Zug aus überhaupt die Silhouette des Hassanturms sehen, der als Minarett zu jener Moschee gehört, deren Grundmauern und Säulen niemals ganz vollendet wurden? Da ich nicht aussteigen werde, sehe ich durch den Nebel des Zigarettenqualms nach, was mein kleines rotes Büchlein über Rabat zu erzählen weiß. Die Stadt wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts von Sultan Abd el Mumen gegründet, der sie zur Erinnerung an die Siege der Mohammedaner über die Christen in Spanien Ribat el Fath, das Siegeslager, nannte. Rabat, sagt das Büchlein, hat 161.416 Einwohner, von denen 109.281 Muselmanen, 39.785 Europäer und 12.350 Juden waren. Es berichtet von zahlreichen Omnibusverbindungen, einem erst- und einem zweitklassigen Flughafen und stellt folgende Unterhaltungsmöglichkeiten in Aussicht: Kinos – Vox, Eldorado, Coliseé und Marignan, Renaissance, Royal, Segelklub, Schwimmen, Tennis, Pferderennen. Auch wenn meine Augen brennen, bemerke ich die fett gedruckten Wörter: Suks, Moscheen, Udaias-Kasbah, Medersa, Hassan-Turm, Chella Nekropolis, Kechla, Bordj ed Dar, Suk el Chezel, Rue Suika und am Ende schickt es die Leser auf Ausflüge nach Salé, zum Mamora-Wald, auf eine Rundfahrt durch den Zaers-Zemmurs-Wald und schließlich nach Ain e Auda, N’Kheila, in die Steinbrüche des Ued Akreuch und zu den Minerallquellen von Ulmes. In der Gegend sind Skelette vom Typ des Neandertalers gefunden worden, kräftige Schädel mit fliehenden Stirnen und gewaltigen Köpfen. Vielleicht haben wir auch schon jene gefährliche Straßenkreuzung überquert, von welcher der unbekannte Verfasser warnt, als er nach zahlreichen Gabelungen auf der Rabat-Straße fuhr. Mag sein, dass der Zug auch bereits Salé, ein ehemaliges Piratendorf und größter Seeräuberhafen an der Atlantikküste, das man von Rabat über eine Brücke erreichen kann, hinter sich gelassen hat, an einem Fluss mit dem Namen Bouregreg gelegen. Ich weiß es nicht, ich werde trotz alledem ein wenig geschlafen haben. Ein Pirat war Gouverneur von Salé, ein ehemaliger Matrose, ein Holländer, Jan Jansz. Man schrieb das Jahr 1640. Die Zeit, als diese Piraten Jagd auf die christlichen Schiffe der Spanier, Portugiesen, Holländer und Franzosen machten, ist längst vorüber, das wissen wir, und heute soll sie eine Stadt des Orients sein mit lebhaften Märkten und stillen Gassen und schönen Gärten. Ich lese auch, dass sie die sterbliche Hülle von Sidi Moussa ed Doukkali, eines Heiligen des 13. Jahrhunderts, beherbergt, der die grünen Asphodillstängel in eine köstliche Nahrung verwandelte und auch die Gabe besaß, die Entfernungen zu verkürzen. Das wünschte ich mir mehr als alles andere.
Und nicht zuletzt ließ Daniel Defoe seinen Helden Robinson Crusoe hier vor Salé gefangen nehmen, um dann doch zu entfliehen und an seiner verlassenen Insel zu stranden.
Das Abteil bleibt hermetisch verschlossen und mit der Zeit gewinne ich den Eindruck, als könne Frischluft von den Herrschaften nur für etwas höchst Unangenehmes gehalten werden. Viel ist nicht mehr davon übrig, verschluckt von den letzten Zigaretten aus dem dritten Päckchen dieser Nacht. Ich schaue auf meine Armbanduhr, die wieder nur wenige Minuten von dieser endlos langen Zugfahrt abgezogen hat und auf vier Uhr zukriecht, und beobachte noch, wie die dickere der beiden Frauen, die mit dem Schönheitsideal französischer Männer ungefähr so viel gemeinsam hat wie ich mit Brad Pitt, wenn man so will, nach dem Liebesgeflüster eine Unmenge an Schokoladenriegel in sich hineinstopft, dass sie wohl einen Monat lang an Verstopfung leiden wird, und dieser stille Triumph, den ich heimlich genieße, scheint mir mit nichts zu teuer erkauft; Verzeihung, aber ich sehe die Frau auf meine Weise und dann schließe ich die Augen wieder.
Kipling schrieb einmal: „Alles in allem gibt es nur zwei Arten von Menschen auf der Welt – solche, die zu Hause bleiben, und solche, die es nicht tun.“
In meinem Abteil sitzt eine dritte Art und ich nehme mir vor, es ihm irgendwann zu sagen – solche, die zu Hause bleiben sollten.
Wer diese Aufzeichnungen einmal liest, soll wissen, dass sie in Nächten wie dieser entstanden sind, als der Schlaf nicht kommen wollte, der Mond oder ein Hund mich ärgerte oder ein liebeshungriges Paar stöhnte, und an Tagen, an denen eine schattige Parkbank oder ein stilles Café mir Obdach boten.
Ich will nichts mehr sehen und überlasse mich dem regelmäßigen Metronomschlag des Zuges.
Kurz bevor die Sonne den Horizont rötlich färbt, kommen wir an und tasten uns durch das Dunkel zum Hafen. Die Fähre, die ich in den frühen Morgenstunden nehme und mich mit Lichtgeschwindigkeit von Tanger wieder nach Spanien bringen wird, liegt bereits an der glitschigen Hafenmole, an der das Meer behäbig züngelt. Die Zeiger auf dem Ziffernblatt meiner Uhr werden sich nicht bewegt haben, das werde ich feststellen, wenn ich in Algeciras lande und nach Malaga weiterreisen werde.
Ich habe eine Zeit lang umsonst gelebt.
Ich bin glücklich, aus dem Alptraumzug entkommen zu sein, obwohl meine Mitreisenden ebenfalls im Begriff stehen, ihre Koffer und Kinder und Pfunde über den gerippten, schwankenden Aufgang in das Schiff zu schleppen. Der Vater trägt seinen Sohn, so müde ist er noch, und hält ihn in einer Lage, dass dieser nach Luft ringen muss. Ein, zwei, drei, vier, Eckstein! Alles muss versteckt sein! Hinter mir und vor mir gilt es nicht! Ich komme! Als mir der Kinderreim in den Sinn kommt, bin ich gleichzeitig stolz darauf, dass ich ihnen im Zug nicht die Hälse umgedreht habe, als ich mein müdes Blut in den Schläfen pochen fühlte, und dieses Gefühl wird von der aufgehenden Sonne besiegelt, die als glutroter Ball über den Bergen aufgeht.
Doch das Schiff ist groß – das ist kein unerheblicher Trost.
Europa war weit entrückt, so weit wie die verblassenden Sterne da oben und erscheint doch wieder so nah. Zwischen Spanien und Marokko liegen ein paar Stunden Schiffsfahrt und tausend Jahre Zeit. Ich komme zurück: meine Schuhe sind von einem alten Mann aus Marrakesch geputzt worden und blinken noch; meine djellaba stammt aus Fès; meine Seife aus Tanger; und aus Meknès erinnert ein klebriges Aprikosenstückchen im Futter der Tasche meiner Jacke.
Mit einem Mal drehe ich mich wieder um die Achse meines eigenen Lebens.
„Merde!,“ ruft ein Matrose aus, während die rechte Hand ein Tau um den Poller wickelt und die andere sich eine ungezogene Wespe vom Leib hält, und der leichte Wind, der von der See kommt, trägt das Wort zu den Möwen, als das Schiff sich langsam vom Steg und von Afrika löst und seine Fahrt auf die offene See zu beschleunigt. Etwas an seinen Zügen erinnert mich an das markante Gesicht des Musikers John Cale.
Ich blicke mich noch einmal um und denke wehmütig an die barfüßige junge Frau, an das würfelförmige Haus mit Ziegen vor der Tür und an den Zug, der von Zeit zu Zeit eine Pfeife hören lässt.